Rutishauser Renate

Renate
Rutishauser
Psychiatriepflegefachfrau
1960
Tomils
verheiratet
Kreis: Domleschg
SP
Grossrätin/ bisher Stellvertreterin


Haben Sie ein Lebensmotto, wenn ja welches? 
Echt, offen, interessiert und engagiert sein.

In welchem Umfeld bewegen Sie sich:
Familien-, Erwerbs- und/oder ehrenamtliche Tätigkeit?

  • Familie / Kinder: fünf Kinder
  • Berufstätigkeit / Pensum: Psychiatriepflegefachfrau Spitex Viamala/ Präsidentin Berufsverband Pflegefachpersonen SBK GR
  • Ehrenamtliche Tätigkeit: Grossratsstellvertreterin, Vorstand SP Viamala und SP Graubünden, Vorstand Frauenzentrale GR, Stiftungsrätin Frauenhaus GR

Beschreiben Sie uns Ihren politischen Werdegang – Ihre Motivation:
Schon als Jugendliche habe ich mich in der Aufgabenhilfe für Kinder benachteiligter Familien engagiert, wählte dann mit der Ausbildung zur Psychiatriepflegefachfrau einen sozialen Beruf.

Vor allem im beruflichen Kontext werde ich immer wieder mit der oft herausfordernden Situation von Menschen, die aufgrund gesundheitlicher und sozialer Schwierigkeiten im Leben benachteiligt sind, konfrontiert.

Seit 2008 bin ich im Vorstand der SP Viamala. Und seit 2010 Grossratsstellvertrterin.

Inzwischen bin ich Präsidentin des Berufsverbandes für Pflegefachpersonen Graubünden, Vorstandsmitglied der Frauenzentrale und Stiftungsrätin des Frauenhauses. Alle Bereiche stehen in enger Verbindung zur Politik. Bis 2014 war ich während zehn Jahren im Schulrat der damaligen Gemeinde Tomils, weshalb ich neben dem Gesundheitswesen und Gleichstellungsfragen auch die Bildung zu meinen Schwerpunktthemen zähle.

Was möchten Sie als Grossrätin bzw. Grossratsstellvertreterin bewegen?
Ich werde mich für eine zeitgemässe Gesundheitsversorgung von hoher Qualität im ganzen Kanton einsetzen. Wir müssen dazu Sorge tragen, dass genügend Haus- und Kinderärzte sowie Pflegefachpersonen ausgebildet werden und innerhalb unseres Kantons attraktive Arbeitsbedingungen für diese schaffen. Noch gibt es in Graubünden kein Hospiz – gern möchte ich diesbezügliche Projekte fördern. Vermeintlich notwendige Sparmassnahmen werden überwiegend auf dem Buckel der Schwächsten ausgetragen. Unverschuldet in Not Geratenen wird eine Teilhabe am sozialen Leben verwehrt, wenn die Finanzen keinen Besuch im Schwimmbad oder einen Kaffee im Restaurant zulassen. Auch für diese Menschen werde ich mich als Grossrätin einsetzen.

Chancengerechtigkeit sollte sich für mich durch alle Lebensbereiche ziehen sollte. Hierzu zähle ich neben der Gleichstellung der Geschlechter auch die Integration aller in Schule, Beruf und Freizeit.

Wo sind Ihre Schwerpunkte?
Gesundheit, Soziales und Bildung.

Haben Sie (politische) Vorbilder?
Es gibt einige Personen, die ich für ihr Engagement sehr schätze. Eigentliche Vorbilder habe ich aber nicht. Jedem stellen sich die Gegebenheiten immer wieder neu, in seiner Zeit, in seinem Umfeld.

Was heisst Gleichstellung für Sie und was brauchen wir um die Gleichstellung in Graubünden zu fördern?
Gleichstellung garantiert uns die Verfassung seit 1981. Dies heisst für mich, dass jedem unabhängig von seinem Geschlecht, dieselben Möglichkeiten offenstehen sollten. Die Voraussetzungen dafür zu schaffen, sollte unser Ziel sein. Konkret heisst das, schon in der Schule ausreichend Unterstützung zu gewähren, von Geschlechterstereotypien wegzukommen, Nachteile unter den Geschlechtern durch adäquaten Unterricht ausgleichen, Zugangshürden technischer Berufe für Mädchen zu reduzieren.  Auf Lohngleichheit muss beharrt, diese besser überprüft werden. Aktuell ist hier die von der Frauenzentrale unterstützte Lohnklage der Kindergartenlehrpersonen zu nennen. Mehr Betreuungsmöglichkeiten sowie Teilzeitarbeitsplätze auch für Männer werden benötigt, da sollte auf die Wirtschaft nachdrücklicher eingewirkt werden. Auch für Menschen mit Handicap sollten die Möglichkeiten schulischer und beruflicher Einbettung und Förderung weiter ausgebaut werden.

Würden Sie es befürworten, dass der Kanton Graubünden generell mehr Massnahmen zur Gleichstellung ergreift?
Ich werde mich auf jeden Fall dafür einsetzen. Da die Wirtschaft es in 37 Jahren nicht fertiggebracht hat, Gleichstellung bei Lohn und Karrierechancen herzustellen, sollte sich die Politik endlich verstärkt darum bemühen.

Die Nichtsanktionierung von Teilzeitarbeit kann dazu beitragen, dass familiäre Pflichten zwischen den Geschlechtern weniger einseitig verteilt werden. Wie stehen Sie zu Jobsharing und Teilzeitpensen auch in Führungspositionen?
Ein Gebot unserer Zeit und logisch mit den übrigen Forderungen zur Gleichstellung verknüpft. Wenn behauptet wird, das sei nicht möglich, zeugt dies lediglich von fehlender Bereitschaft, bestehende (Denk-) Strukturen zu hinterfragen und anzupassen.

Jährlich findet im Grossrat das Mädchenparlament statt. Mentorinnen für Jungpolitikerinnen oder Teilnehmerinnen an überparteilichen Arbeitsgruppen sind stets willkommen. Inwiefern engagieren Sie sich persönlich ausserhalb des politischen Amtes für frauenrelevante Anliegen?
Ja, im Vorstand der Frauenzentrale und im Stiftungsrat des Frauenhauses. Auch als Präsidentin des Pflegefachverbandes stehen für mich vorwiegend Frauen im Fokus.

Das vorletzte Mädchenparlament habe ich als Mentorin unterstützt.

Durchschnittlich stirbt alle 20 Tage eine Frau an den Folgen häuslicher Gewalt. Auch in Graubünden hat die Gewalt an Frauen stark zugenommen. Soll sich der Kanton verstärkt an Massnahmen zur Gewaltprävention beteiligen?
Als Stiftungsrätin des Frauenhauses bin ich mir dieser Thematik sehr bewusst. Es braucht sowohl präventive Massnahmen, als auch eine wirksame Unterstützung der von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder.