Bachmann Ioanna

Ioanna
Bachmann
Schülerin
2004
Braggio
Juso / Vorstandsmitglied
In welchem Umfeld bewegen Sie sich? (beruflichen – gesellschaftlichen – familiären)
Ich bin in Braggio im Calancatal auf einem kleinen Bauernhof aufgewachsenen. Im Juni habe ich die Matura an der Kantonsschule in Chur absolviert. Diesen Sommer mache ich ein Praktikum bei Origen. Seit einigen Jahren engagiere ich mich in der Juso und bin seit Januar im Vorstand.
Beschreiben Sie uns Ihren politischen Werdegang und was Sie für diese Nationalrats-wahlen motiviert?
Da ich aus keiner besonders politischen Familie komme, hatte ich lange keinen direkten Zugang zur Politik. Durch die Klimabewegung habe ich ein erstes Mal gespürt, welche Macht Menschen haben können, wenn sie zusammenkommen. Das hat mir viel Hoffnung gegeben und mir gezeigt, wie wichtig politisches Engagement ist. Ich möchte nicht die Augen vor den Ungerechtigkeiten dieser Welt schliessen, sondern etwas dagegen tun. Deswegen habe ich auch entschieden für den Nationalrat zu kandidieren. Es braucht mehr junge Leute in der Politik, die für eine feministische, ökologische und solidarische Zukunft kämpfen.
Für welche Themen (auch mehrere) setzen Sie sich ab 2024 im Nationalrat ein?
Für eine radikalere Klimapolitik. Für den sofortigen Ausstieg aus den fossilen Energien. Für einen ökologischen Umbau unserer Städte. Für einen Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel. Für Nettonull 2030. Für eine feministische Gesellschaft. Für eine Anerkennung der unbezahlten Care-Arbeit. Für mehr Teilzeitstellen und eine Reduktion der Arbeitszeiten. Für bessere Löhne. Für eine gerechte Verteilung von Macht und Vermögen. Für ein Wirtschaftssystem im Interesse der 99%. Für gemeinsame Lösungen. Für eine Demokratisierung des Schweizer Finanzplatzes. Für ein gerechteres internationales Steuersystem. Für einen Schuldenerlass des globalen Südes. Für den Kampf gegen Faschismus, gegen Sexismus, gegen Rassismus. Für die Menschen, die nicht gehört werden. Für eine gerechtere Welt.
Was bedeutet Gleichstellung für Sie und was benötigt die Schweiz um dies zu erreichen?
Gleichstellung bedeutet, dass alle ihr Leben frei gestalten können. Geschlecht soll dabei keine Rolle spielen. Dabei müssen wir unbedingt Menschen, die sich nicht in unserer binären Geschlechterordnung wiederfinden, miteinbeziehen. Auch trans, intersex, nonbinäre und agender Personen, werden von den vorherrschenden patriarchalen Strukturen unterdrückt. Gerade in einer Zeit, in der ihr Leben instrumentalisiert und angegriffen wird, ist das enorm wichtig.
In Sachen Gleichstellung gibt es noch so viel zu tun. Der erste Schritt ist sicher die Anerkennung der immer noch sehr präsenten Unterdrückung. Es braucht einen breiteren Diskurs rund um feministische Themen. Es besteht immer noch Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern. FINTA-Personen sind sexualisierter Gewalt extrem oft ausgesetzt. Sie übernehmen immer noch einen Grossteil der un(ter)bezahlte Care-Arbeit. Unsere Arbeitswelt basiert auf einem veralteten Weltbild, was Frauen vom Erwerbsleben ausschliesst. Wir müssen uns anpassen, und zwar mit flexibleren Arbeitszeiten.
Um wahre Gleichstellung zu erreichen, müssen wir, wenn wir über Feminismus reden, die sozialen Fragen unbedingt miteinbeziehen. FINTA-Personen sind öfter von Armut betroffen, vor allem im Alter. Kürzungen in den Sozialleistungen treffen sie am meisten. Gleichstellung heisst Freiheit für alle, nicht nur für reiche weisse Cis-Frauen.