Dürr Marianna
Marianna
Dürr
Primarlehrerin
1967
7235 Fideris
in langjähriger Partnerinnenschaft
SP Prättigau, Aktuarin
Haben Sie ein Lebensmotto, wenn ja welches?
Das Leben geniessen - aber nicht auf Kosten anderer und der Natur.
In welchem Umfeld bewegen Sie sich:
Mein Arbeitsumfeld als Lehrerin von Flüchtlingskindern ist multikulturell, bereichernd, vielfältig, herausfordernd und interessant.
Privat experimentiere und staune ich gerne im Garten und versuche möglichst viele Lebensmittel selbst anzubauen und zu verarbeiten. Alles biologisch und wo es geht nach den Prinzipien der Permakultur. Dazu gehört auch das Teilen und Tauschen von Erfahrungen, Saatgut und Setzlingen - daraus ergeben sich interessante Begegnungen.
Beschreiben Sie uns Ihren politischen Werdegang – Ihre Motivation:
Ich dachte in den letzten gut 30 Jahren, dass wir durch bewusstes Konsumverhalten die Gesellschaft verändern können. Aber Geld regiert die Welt - ohne gleichzeitiges politisches Engagement ändert sich leider nur wenig. Deshalb habe ich mich auch stark für die Konzernverantwortungsinitiative eingesetzt.
In meiner Biografie sind Frauen als Rollenvorbild und Frauensolidarität ein grosses Thema.
Lange hatte ich den Eindruck, dass wir Frauen der Gleichberechtigung näherkommen. Aber die "typischen Frauenberufe" sind immer noch massiv unterbezahlt, Kaderpositionen gehen vorwiegend an Männer. Nach den letzten kantonalen Wahlen ohne eine einzige Frau im Regierungsrat, bin ich endgültig aufgewacht. Wir treten seit Jahrzehnten an Ort, oder der errungene Fortschritt wird sogar wieder in Frage gestellt.
Was möchten Sie als Gewählte bewegen?
"Frauä butzend" soll bei diesen Wahlen eine ganz andere Bedeutung erhalten. Die vielfältigen Perspektiven der Frauen brauchen im Parlament mehr Gewicht, das möchte ich parteiübergreifend umsetzen.
Ich möchte, dass unser Lebensraum geschützt wird, indem ich mich für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und unseren Ressourcen einsetze.
Die gerechte Verteilung der Steuergelder muss unter die Lupe genommen werden, Stichwort Genderbudgeting: Wer profitiert wirklich von den vielfältigen Förderungsmassnahmen und Projekten des Kantons?
Wo sind Ihre Schwerpunkte?
Chancengerechtigkeit in den Bereichen Frauenpolitik und Bildung, Natur- und Umweltschutz durch Kreislaufwirtschaft und rücksichtsvolle Nutzung der Ressourcen und Wertstoffe.
Haben Sie (politische) Vorbilder?
Emilie Lieberherr fand ich schon sehr beeindruckend und mitreissend und bei Susanne Leutenegger Oberholzer hat es mir immer sprachlich und politisch sehr "gheimelet", während meiner 24 Jahre Tätigkeit als Lehrerin im Baselbiet.
Aktuell gefällt mir das Engagement von Jacqueline Badran sehr gut - hoffentlich erholt sie sich gut und ist bald zurück.
Was heisst Gleichstellung für Sie und was brauchen wir, um die Gleichstellung in Graubünden zu fördern?
Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass gleichwertige Leistung mit gleichem Lohn entgolten wird. Alles andere ist beschämend und einer modernen Gesellschaft nicht würdig.
Wir brauchen parallel zu den Männerbünden mehr Frauennetzwerke - oder eben mehr Fraubünden, anstatt Männerbünden.
Würden Sie es befürworten, dass generell mehr Massnahmen zur Gleichstellung ergriffen werden und wenn ja, von wem?
Ja, unbedingt. Die Gesetzgebung muss die Arbeitgeber in die Pflicht nehmen, sonst bewegt sich nichts.
Die kantonale Verwaltung könnte mit gutem Beispiel vorangehen, gleich viele Frauen wie Männer in Kaderpositionen einstellen und gleich gut bezahlen. Es gibt genügend gut qualifizierte weibliche Arbeitskräfte, insbesondere auch erfahrenere, ältere Frauen.
Die Erhöhung des AHV-Alters ist ein Witz, solange ältere, erfahrene Menschen keine Arbeitsstelle finden, weil ihnen kein angemessener Lohn ausbezahlt werden will.
Die Nichtsanktionierung von Teilzeitarbeit könnte dazu beitragen, dass familiäre Pflichten zwischen den Geschlechtern weniger einseitig verteilt werden. Wie stehen Sie zu Jobsharing und Teilzeitpensen auch in Führungspositionen?
"Nichtsanktionierung"? - Es muss ja wohl um die Förderung von Teilzeitarbeit gehen und familiäre Pflichten sollten besser nach Fähigkeiten und nicht nach Geschlecht aufgeteilt werden.
Natürlich funktioniert Jobsharing auch in Führungspositionen, mir kommt nichts in den Sinn, was dagegensprechen könnte. Das kommt auch sehr auf das Tätigkeitsfeld an.
Jährlich findet im Grossrat das Mädchenparlament statt. Mentorinnen für Jungpolitikerinnen oder Teilnehmerinnen an überparteilichen Arbeitsgruppen sind stets willkommen. Inwiefern engagieren Sie sich persönlich auch ausserhalb des politischen Amtes für frauenrelevante Anliegen?
Als Lehrerin bin ich in meinem Alltag ein Rollenvorbild und ich thematisiere das Thema der Chancengerechtigkeit auch in meinen Schulklassen.