Meier Kirstin


Kirstin

Meier

Juristin mit Bündner Anwaltspatent

1982

Grüsch

verheiratet, 3 schulpflichtige Kinder

die Mitte

In welchem Umfeld bewegen Sie sich:
Ich arbeite als juristische Spezialistin in der Aufsicht über die berufliche Vorsorge bei der Finanzmarktaufsicht in Liechtenstein und bin stellvertretende Leiterin der Rechtsabteilung.

Daneben bin ich noch als Gemeinderätin in Grüsch für den Bereich Bildung zuständig, bin Stiftungsrätin der Flurystiftung und Vorstandsmitglied der SVA Graubünden und dem Verein Neugut (Gutsbetrieb).

Schliesslich bin ich Aktuarin im Vorstand des Jodelklubs Alperösli, Bad Ragaz, wo ich auch Jodlerin bin.

Beschreiben Sie uns Ihren politischen Werdegang – Ihre Motivation:
Vor drei Jahren wurde in unserer Gemeinde ein neuer Gemeinderat gesucht. Ich hätte mich selbst kaum darum beworben, bedauere es aber keine Sekunde, dass ich ja gesagt habe, als man mich gefragt hat.

Dieser fehlende «Eigenansporn» stelle ich vor allem bei Frauen in den unterschiedlichsten Situationen fest. In der Regel ist schlicht und einfach die fehlende Zeit. Wie soll man Familie, Arbeit, Haushalt etc. zusammen mit politischem Engagement unter einen Hut bringen. Gerade dieser Spagat spornt mich an, etwas zu Gunsten der «Freiheit» der Frauen zu verändern. Es ist wichtig, die Grundlagen zu schaffen, dass auch Frauen die Wahl haben, ob sie etwas machen wollen oder nicht. Denn vielfach scheitert es nicht am Angebot, sondern an der Organisation.

Was möchten Sie als Gewählte bewegen?
Ich möchte die Rahmenbedingungen für die Frauen verbessern. Damit die Frauen sich nicht gegen ein Amt oder eine Arbeit entscheiden müssen, weil es organisatorisch oder finanziell nicht möglich ist. Sei dies, dass wir die Kinderbetreuungsmöglichkeiten ausbauen, flexible Arbeitszeitmodelle oder Homeoffice fördern.

Des weiteren ist es mir ein Anliegen, die Bedürfnisse der Bevölkerung in den Tälern wieder in den Vordergrund zu rücken. Es gibt unhaltbare Verkehrssituationen, fehlende Velowege und veraltete oder fehlende Infrastruktur. Zudem braucht es eine genügende Anbindung an den öffentlichen Verkehr, bezahlbaren Wohnraum, nachhaltige Arbeitsplätze usw.. All dies sollte dazu führen, die Abwanderung zu stoppen und die Täler wieder attraktiver zu machen.

Wo sind Ihre Schwerpunkte?
Standortförderung der Täler – attraktiver für die einheimische Bevölkerung, Förderung der KMU’s, Stärkung der Infrastruktur und Schaffung von Arbeitsplätzen auf nachhaltiger Basis; Vereinbarkeit von Beruf- und Familie

Was heisst Gleichstellung für Sie und was brauchen wir um die Gleichstellung in Graubünden zu fördern?
Gleichstellung bedeutet, dass alle dieselben Möglichkeit haben, unabhängig ihres Geschlechts oder ihrer Herkunft. Die Möglichkeiten in Graubünden sind da, aber aufgrund verschiedener Umstände können diese nicht ausgeschöpft werden. Sei dies, weil wir keine genügenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten haben oder nur solche, die zu starr sind, oder weil zu wenig flexible Arbeitszeitmodelle resp. Homeoffice angeboten werden, Teilzeitarbeitsplätze auch in Kaderfunktionen kaum möglich sind oder Lohngleichheit nicht überall gegeben ist. Es hapert damit ganz offensichtlich an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Staat sollte die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen.

Gerade auch deshalb sind die Reformen in der zweiten Säule unabdingbar für eine Sicherstellung der Lebenshaltung der Frauen und auch der Männer im Alter. Die zweite Säule muss flexibler werden, Teilzeitarbeit entsprechend versichert, der Koordinationsabzug abgeschafft und die Eintrittsschwelle gesenkt werden. Es ist aber auch unabdingbar, dass wir alle länger arbeiten und damit das Rentenalter der Frauen als auch der Männer angehoben werden muss.

Würden Sie es befürworten, dass generell mehr Massnahmen zur Gleichstellung ergriffen werden und wenn ja, von wem?
Die Probleme sind meines Erachtens erkannt, nur bei der Umsetzung hapert es. Hierfür sollten sich der Bund und die Kantone mehr einsetzen und nicht nur davon sprechen.

Die Nichtsanktionierung von Teilzeitarbeit könnte dazu beitragen, dass familiäre Pflichten zwischen den Geschlechtern weniger einseitig verteilt werden. Wie stehen Sie zu Jobsharing und Teilzeitpensen auch in Führungspositionen?
Es braucht unbedingt Jobsharing und Teilzeit in Führungspositionen, andernfalls wird es kaum mehr Frauen im Kader geben. Es genügt indessen nicht, wenn man in der Stellenausschreibung die Stelle als Teilzeitstelle anbietet und dennoch ein 80% Pensum verlangt. Das ist nicht wirklich Teilzeit, sondern einfach nicht ganz Vollzeit. Auch genügt es nicht, Jobsharing anzubieten und dann vom Bewerber zu verlangen, die Stelle selbst mit einer passenden zweiten Person zu besetzen.