Schuler Agrena


Agrena

Schuler

Schülerin

2004

Malans

Ledig

Junge Grüne Graubünden

Haben Sie ein Lebensmotto, wenn ja welches?
Wir können nichts dafür, wer wir sind, was wir können, denken und tun. Entsprechend sollte niemand Aufgrund dieser Umstände benachteiligt werden.

In welchem Umfeld bewegen Sie sich:
Ich verbringe viel Zeit mit meinen Mitschüler*innen an der EMS-Schiers. Ansonsten bin ich im Klimastreik Graubünden und bei den Jungen Grünen tätig.

Beschreiben Sie uns Ihren politischen Werdegang – Ihre Motivation:
Politisch interessiert war ich eigentlich bereits als Kind. Besonders berührt hat mich damals das Aussterben von Walen. In meinem frühen Teenie-Jahren begann ich mich auf dem Schulplatz mit Mitschülern zu streiten, die Schülerinnen beleidigt haben. Als älter werdende Frau, die Ungerechtigkeit unerträglich findet, wurde ich automatisch zur Feministin. Doch je älter ich wurde, desto grösser wurde auch die Rolle des Klimawandels in meinen Gedanken. Nach einem Auslandaufenthalt in England, der mir die sozialen Unterschiede in der heutigen Gesellschaft aufzeigte, schloss ich mich dem Klimastreik Graubünden an. Dort bin ich seit 1.5 Jahren sehr aktiv. Diesen Sommer trat ich den Jungen Grünen bei, um nicht nur auf der Strasse für Klimaschutz einzustehen. Meine Motivation, ist es, eine Gesellschaft zu errichten, in der niemand diskriminiert wird. Und das auf einem Planeten, auf dem ein angenehmes Leben noch möglich ist.

Was möchten Sie als Grossrätin bzw. als Grossratsstellvertreterin bewegen?
Das starre Gebilde der Bündner Politik. Im Kampf gegen den Klimawandel, haben wir keine Zeit für endlose Kompromisse und Diskussionen. Ausserdem möchte ich, dass bei klimaschädlichen Investitionen, wie dem Strassenbau gespart wird. Und nicht bei Geldern, die Menschenleben zum Besseren wenden können.

Wo sind Ihre Schwerpunkte?
Die Klimakrise ist das akuteste Problem unserer Gesellschaft. Als solches sollte sie auch behandelt werden. Doch für mich als junge Frau ist auch ein Umdenken bezüglich Geschlechterrollen und unserer gesellschaftlichen Gewichtung von Geschlecht im Allgemeinen ein wichtiges Thema.

Haben Sie (politische) Vorbilder?
Ich habe keine Vorbilder. Denn ich denke, Erwartungen an sich selbst oder sein Leben zu haben ist etwas vom Schädlichsten, das man sich antun kann.

Was heisst Gleichstellung für Sie und was brauchen wir um die Gleichstellung in Graubünden zu fördern?
Gleichstellung bedeutet für mich, dass Ansehen, Beruf, Verdienst, Möglichkeiten und

Selbstwert nicht mehr von Dingen abhängen, an denen ein Einzelner nichts ändern kann. Das beinhaltet körperliche Fähigkeiten, soziales und biologisches Geschlecht, sexuelle Orientierung, finanzielle Lage der Eltern und vieles mehr.

Würden Sie es befürworten, dass der Kanton Graubünden generell mehr Massnahmen zur Gleichstellung ergreift?
Ich befürworte Massnahmen zur Gleichstellung auf jeden Fall. Eine grosse Rolle sollen dabei meiner Meinung nach die Bildungsinstitutionen spielen. Viele Aspekte, die zu einer Ungleichbehandlung führen, sind tief in unseren Köpfen verankert, und können nur durch Diskussionen und Auseinandersetzungen verändert werden. Darin ist auch politisches Potenzial vorhanden. Schliesslich ist es die Aufgabe der Politik, zu entscheiden, was gelehrt wird. Ich halte aber auch weitere Eingriffe in andere Bereiche für notwendig. So sollen Frauen bei der Altersvorsorge und den Krankenkassen nicht benachteiligt werden, und Berufe, die stereotypisch von Frauen ausgeführt werden, nicht weniger angesehen und schlechter bezahlt sein. Um die Vorstellung von Ungleichheiten in unseren Köpfen zu verändern, wird es aber vermutlich auch persönliches Umdenken brauchen. Gerade bei Menschen aus Generationen, die noch nicht mit Gleichstellung aufgewachsen sind. Deswegen würde ich auch Angebote zum Austausch über Gleichstellungsthemen befürworten.

Die Nichtsanktionierung von Teilzeitarbeit kann dazu beitragen, dass familiäre Pflichten zwischen den Geschlechtern weniger einseitig verteilt werden. Wie stehen Sie zu Jobsharing und Teilzeitpensen auch in Führungspositionen?
Ich halte Teilzeitpensen in allen Positionen für sinnvoll. Führungspositionen gehen mit viel Verantwortung und auch Belastung mit ein her. Dass diese nicht nur von einer Person getragen werden sollen oder auch dürfen, halte ich auch unabhängig von Gleichstellungspotenzial für notwendig. Ferner arbeiten wir heutzutage sowieso zu viel. Burnouts nehmen zu, viele Menschen leben nur um zu arbeiten. Ausserdem führen tiefere Pensen zu mehr Arbeitsplätzen, was wiederum die soziale Ungleichheit vermindern würde. Eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung halte ich auch aus ökologischer Sicht für zielführend. Denn weniger Arbeit führt zu weniger Herstellung von Konsumgütern. Konsum im Masse wie wir in heute betreiben ist nicht mit den Klimazielen vereinbar. Teilzeitpensen können also eine Chance für die Beseitigung von sozialen Ungleichheiten aller Art sein.

Jährlich findet im Grossrat das Mädchenparlament statt. Mentorinnen für Jungpolitikerinnen oder Teilnehmerinnen an überparteilichen Arbeitsgruppen sind stets willkommen. Inwiefern engagieren Sie sich persönlich ausserhalb des politischen Amtes für frauenrelevante Anliegen?
Neben Klimaaktivismus und Schule bleibt oft nicht noch Zeit für weiteres politisches

Engagement. Doch der Kampf für Geschlechtergleichheit begleitet mich als Frau trotzdem täglich. In Gesprächen mit Freundinnen aber auch mit Freunden, in der Auseinandersetzung mit meinen Eltern, Lehrer*innen und Bekannten. Denn mit Ungleichheiten haben wir leider täglich zu tun.