Schutz Seraina


Seraina

Schutz

Masterstudentin Sozialer Wandel

13.06.1995

Filisur

SP / Grossratskandidatin neu

Haben Sie ein Lebensmotto, wenn ja welches?
Auch viele kleine Schritte führen zum Ziel.

In welchem Umfeld bewegen Sie sich:
Land und Stadt. Berge und Rhein. Studium und Job. Freizeit und Politik

Beschreiben Sie uns Ihren politischen Werdegang – Ihre Motivation:
Zu Beginn war es vor allem die Flüchtlingskrise 2015 die mich politisiert hat. Zu sehen, dass Menschen der Zugang zu einem Leben ohne Krieg verwehrt wird, traf mich zutiefst. Schon seit ich mich erinnern kann, besitze einen ziemlich starken Gerechtigkeitssinn. Ich verstehe nicht, warum Menschen wegen ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihrem Geschlecht oder ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Daher stammt meine Motivation, mich politisch zu engagieren: Für eine gerechtere Welt, in der Diskriminierung und Ungleichheit aktiv hinterfragt werden, in der zusammen anstatt gegeneinander gearbeitet wird.

Was möchten Sie als Gewählte bewegen?
Ich möchte meine Region, die Region Albula, mit den vielseitigen Interessen, seien es wirtschaftliche oder soziale, vertreten und für sie einstehen. Es ist wichtig, dass im Kanton Graubünden die Regionen nicht vergessen gehen, denn sie haben viel Potenzial. Die Pandemie hat aufgezeigt, dass das Leben auf dem Land und die Nähe zur Natur bei der Bevölkerung zunehmend an Bedeutung gewinnt. Daher müssen wir dafür sorgen, dass auf dem Land soziale Strukturen vorhanden sind, wie Betreuungsangebote für Kinder. Oder dass ein Leben nach ökologischem Standard möglich ist durch ein gut angebundenes ÖV-Netz. Damit junge Menschen und Familien die eine ökologisches sowie ein gleichgestelltes Leben führen möchten, die Chance auch in Regionen mit kleinem Bevölkerungsanteil dazu haben.

Wo sind Ihre Schwerpunkte?
Als Masterstudentin in sozialem Wandel weiss ich, was die Gesellschaft bewegt und was die sozialen Impulse unserer Zeit sind. Dazu gehört das Klima, die Gleichstellungsfrage, die Migration sowie Krisen und Konflikte. Deswegen liegen in diesen Bereichen meine Schwerpunkte. Wir brauchen eine vernünftige Klimapolitik, damit es für zukünftige Generationen auf unserem Planeten noch lebenswert ist und damit diese noch lange die wunderbare Natur in Graubünden geniessen kann. Zudem sind Thema der Gleichstellung hoch oben auf meiner Agenda. Ich erlebe tagtäglich wo Frauen in der Gesellschaft noch diskriminiert werden. Frauen sind in beruflichen Strukturen nach wie vor Sexismus ausgesetzt, ich will mich für griffige Massnahmen zum Schutz am Arbeitsplatz einsetzen. Ein weiterer meiner Schwerpunkte liegt in der Migrationspolitik: Die Schweiz als reiches Land hat eine Verantwortung Menschen aus Regionen mit Krieg und Krisen Hilfe zu leisten und diese aufzunehmen.

Haben Sie (politische) Vorbilder?
Ich bewundere Menschen, welche ausserhalb der Box denken und sich gegen gängige Lebensideale stellen. Menschen, die sich unermüdlich für diskriminierte und ausgeschlossene Minderheiten einsetzen erhalten grossen Respekt meinerseits. Im Allgemeinen sind Personen Vorbilder für mich, welche sich für eine gerechte Welt und vor allem für die Menschen und die Natur einsetzen.

Was heisst Gleichstellung für Sie und was brauchen wir um die Gleichstellung in Graubünden zu fördern?
Gleichstellung heisst für mich nicht gleich viele Frauen in Chefetagen wie Männer. Vielmehr geht es bei der Gleichstellung darum, dass alle die gleichen Chancen haben, unabhängig von sozialen Zuschreibungen, die ihnen wegen ihres Geschlechtes gemacht werden. Auch geht es darum, dass spezifisch männliche Attribute wie Rationalität und Macht nicht mehr gewertet werden als Attribute, die dem weiblichen Geschlecht zugeschrieben werden, wie Emotionalität und Mitgefühl. Es geht viel weniger darum, Frauen einen Platz in der von Männern dominierten Gesellschaft zu geben, sondern eine Gesellschaft aufzubauen, die Männer und Frauen in gleichem Masse fördert. Dazu gehören Bildungs- und Sensibilisierungsarbeit in der Bevölkerung, welche schon in der Schule und im Alltag beginnen sollte. Und eben auch die Option, in allen Teilen Graubündens ein gleichgestelltes Familienleben und Arbeitsmodell leben zu können.

Würden Sie es befürworten, dass generell mehr Massnahmen zur Gleichstellung ergriffen werden und wenn ja, von wem?
Ja. Dies muss auf verschiedensten Ebenen passieren: in der Politik, in der breiten Gesellschaft oder in der Bildung. Erst dann wird Frauen nicht einfach nur Tür und Tor geöffnet, sondern die Grundstruktur der Gesellschaft wird hinterfragt und wer diese historisch aufgebaut hat. Beispielsweise könnte schon in den Schulen damit begonnen werden die Kinder darauf zu sensibilisieren, dass die Geschlechterunterschiede nicht biologisch sind, sondern sozial konstruiert. Eine geschlechtergerechte Sprache schafft auch schon sehr viel Abhilfe. Denn Sprache beeinflusst unser Denken. Auf politischer Ebene müssen Strukturen gefördert werden, die allen Geschlechtern die gleichen Möglichkeiten bieten. Gewisse politische Institutionen sollten einmal genauer unter die Lupe genommen werden und analysieren, wie inklusiv sie sind. Ein Beispiel wäre hierfür die Bündner Regierung, die aus fünf Männern besteht.

Die Nichtsanktionierung von Teilzeitarbeit könnte dazu beitragen, dass familiäre Pflichten zwischen den Geschlechtern weniger einseitig verteilt werden. Wie stehen Sie zu Jobsharing und Teilzeitpensen auch in Führungspositionen?
Finde ich äussert wichtig. Statistiken von 2020 zeigen, dass 36% Frauen in der Schweiz in Führungspositionen arbeiten. Wenn eine Führungsposition einmal erreicht wurde, dann ist es oftmals schwierig diese Stelle wieder aufzugeben, denn es wurde lange und hart dafür gearbeitet. Wenn also Teilzeitpensen angeboten werden, können auch Männer einfacher reduzieren und Teile der Hausarbeit übernehmen, welche oftmals auf die Frau fällt und heute leider unbezahlt ist. Somit kann auch die Frau wieder ins Berufsleben einsteigen, sofern sie dies wünscht. Oder es macht es für Unternehmen attraktiver Frauen einzustellen, denn sie müssen nicht Angst haben, eine Mutterschaft käme dazwischen. Aus meiner Sicht würde ein Jobsharing oder ein Teilzeitpensum sehr viele Problematiken der Gleichstellungsfrage bereits angehen, wenn auch noch nicht alle.

Jährlich findet im Grossrat das Mädchenparlament statt. Mentorinnen für Jungpolitikerinnen oder Teilnehmerinnen an überparteilichen Arbeitsgruppen sind stets willkommen. Inwiefern engagieren Sie sich persönlich auch ausserhalb des politischen Amtes für frauenrelevante Anliegen?
Ich lese viel zu feministischen und gleichstellungsrelevanten Themen. Zudem bewege ich mich in einem Freundeskreis, wo diese Thematiken wichtig sind und oftmals diskutiert werden. Ich scheue auch keine feministische Diskussion mit Personen, welche sich noch nicht oft Fragen der Gleichstellung gestellt haben. Oftmals ist die erste Reaktion eher ein Unverständnis, denn sie sehen Frauen nicht als diskriminierte Minderheiten. Wenn ich lange genug ein Thema erwähne, von dem ich was weiss, dann hat das einen Einfluss auf die Menschen. Ich setzte mich also tagtäglich für frauenrelevante Anliegen ein, denn wir müssen die breite Bevölkerung schulen. Meistens ist das Thema einfach noch nicht in den Köpfen angekommen.